Singleland Deutschland – Wie wollen wir im Alter leben?

Singleland Deutschland – Wie wollen wir im Alter leben?

Wer sich entscheidet alleine glücklich zu sein, ob nun generell oder weil er sich einfach nur dann binden will, wenn ihm der oder die Richtige über den Weg läuft, befindet sich heute in bester Gesellschaft. Noch nie gab es in Deutschland so viele Single-Haushalte wie heute. Dazu kommt die große Zahl an Zweck-WGs, die besonders in den Großstädten und oft lange gehalten werden. Persönliche Entwicklung, Selbstliebe und -entfaltung sind heutzutage ein größeres Thema denn je.

Alleine zu leben ist eine gute Sache, ob man im Alter jedoch alleine sein will ist die Frage. Schon heute organisieren sich viele Menschen in Hausgemeinschaften, wenn sie beispielsweise in einem Mehrgenerationenhaus leben. Auch Alters-WGs sind eine schöne Vorstellung. Am wichtigsten ist wohl der Gedanke im Alter nicht allein und isoliert zu sein. Nicht von der Gesellschaft vergessen zu werden und ein weitestgehend aktives und selbstbestimmtes (Sozial-)leben führen zu können.
Alte Menschen, die alleine wohnen sind oft auf die Hilfe ihrer Angehörigen angewiesen. Wohnen diese weiter weg, ist es oft schwierig das autarke Leben mit ein wenig Hilfe aufrecht zu erhalten und sich selbst zu versorgen. Ein Pflegedienst kann eine Lösung sein, doch nicht jeder will einsam auf die eng getakteten Besuche des Pflegers und Helfers warten, der ohnehin überarbeitet ist und unter Termindruck steht. Irgendwann bekommt man weniger Besuch, Freunde ziehen in ein Heim, sterben. Eine traurige Vorstellung. Isoliert von den eigentlichen Kontakten, angewiesen auf die nette Nachbarin, die hin und wieder zum Kaffee vorbeikommt, abhängig von dem Wohlwollen und der Hilfe anderer Menschen fühlt man sich irgendwann nicht mehr sicher, wenn man das Haus verlässt. Also bleibt man Zuhause. Bewegt sich immer weniger. Das klingt nicht nur traurig, sondern ist leider Alltag für viele ältere Menschen. Und es werden immer mehr. Viele Pflegeheime sind überfüllt, die Mitarbeiter überfordert. Man kennt die Reportagen, die von Zeitdruck und unzureichenden Hygienebedingungen berichten. Was also tun? Ist es nicht an der Zeit, dass wir uns der Sache annehmen, damit sich etwas ändern kann. Denn auch wir sind irgendwann alt und auf Andere angewiesen. Wie wollen wir dann leben?

Alte Bäume verpflanzt man nicht

Menschen brauchen ein soziales Gefüge, sonst verkümmern sie. Die meisten alten Menschen bauen ab, weil sie keine Aufgabe mehr haben. Gelegentliche Besuche der Kinder und Enkel sind zwar schön, hinterlassen jedoch nach jedem Abschied eine noch größere Leere. Wenn man sich jedoch dagegen aufbäumt, aktiv um soziale Kontakte bemüht ist, Freundschaften pflegt, sich bei Anderen meldet und dafür kämpft nicht alt und allein zu sein, kann man seine Lebensqualität um ein Vielfaches steigern. Weithin bekannt ist der Satz, den viele Sterbende an ihrem Lebensende sagen: „Du bereust nur das, was du nicht getan hast.“ Traurigerweise leben wir unser Leben jedoch als hätten wir alle Zeit der Welt und wachen dann eines Tages mit dem Gefühl auf, die Lebenszeit nicht richtig genutzt zu haben, zu wenig von der Welt gesehen und erlebt zu haben. Viele haben sich vorgenommen im Alter zu reisen, wenn man Zeit und Geld dafür hat. Einige tun das auch. Die meisten tun es jedoch nicht oder können es nicht, weil ihre Gesundheit oder ihre kleine Rente es nicht zulassen. Heute gehen immer mehr junge Menschen auf Reisen, die Einstellung zum Leben und Erleben ändert sich. Es werden mehr Auszeiten für die Familie genommen, es wird mehr in jungen Jahren gereist, die Welt rückt zusammen. Andererseits vereinsamen Menschen direkt vor unseren Türen. Von uns bleibt immer nur das, was wir anderen Menschen gegeben haben, Erinnerungen, Erfahrungen, Geschichten und Momente. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns darüber klarwerden, wie wir in Erinnerung behalten werden, geliebt und gelebt haben wollen.

Chancen erkennen und nutzen

 

Wenn wir die sozialen Netzwerke, die uns zur Verfügung stehen nutzen, haben wir die Möglichkeit uns auch im Alter besser zu vernetzen. Damit ist keineswegs gemeint, dass jeder alleine vor seinem PC sitzen soll, sondern dass man aktiv nach Menschen suchen kann, die sich in der gleichen Situation befinden. Dadurch können sich neue Kontakte ergeben, man findet Anschluss an eine Gruppe, die gemeinsam Dinge unternimmt, geht zusammen ins Kino oder essen. Insbesondere schafft man damit neue Erlebnisse und bewahrt soziale Strukturen, die der Mensch erwiesenermaßen braucht.
Was sich jeder von uns schon heute vornehmen kann, ist sich mehr um die Menschen in seinem Umfeld zu bemühen, sie nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Viele Freundschaften, die schon lange bestehen, sind dazu gemacht ein Leben lang zu halten. Man kennt sich, man toleriert die Macken des Anderen, vor allem vertraut man sich. Wohl jeder kennt mindestens ein älteres Familienmitglied oder einen Bekannten, das sich darüber beschwert, wie unzuverlässig die Anderen doch geworden sind und sich dann von ihnen zurückzieht. Im Alter verstärken sich die schlechten Eigenschaften eines Menschen, viele werden etwas wunderlich oder eigenbrötlerisch. Doch das Bewusstsein dafür fehlt, dass sich nicht nur die Anderen ändern, sondern man selbst es auch tut, jedoch ohne es zu bemerken. Da ist es doch ein tröstender Gedanke, wenn man Menschen in seinem Leben hat, die einem ehrlich und direkt sagen, wenn man sich gerade in Etwas verrennt oder es nicht die Anderen sind, die sich so sehr verändert haben. Wie schön wäre es, wenn jemand an dieser Stelle einschreiten und uns die Augen öffnen würde? Und wenn wir dies ebenso für die Anderen tun würden. Wir müssen also selbst auf uns und unsere Lieben achten. Unser ganzes Leben lang.

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