Wie entkomme ich der Kumpelschiene?

Wie entkomme ich der Kumpelschiene?

Es passiert ständig: Mann trifft Frau, Frau trifft Mann, die beiden verstehen sich prächtig - und werden beste Freunde. Dagegen ist nichts einzuwenden. Was aber, wenn einer von beiden mehr will, der andere aber nicht? Dann ist er (oder sie) auf der Kumpelschiene abgestellt.

Die Kumpelschiene fühlt sich fast an wie eine Falle. Wenn die Kumpelfalle erst einmal zugeschnappt hat, ist die Art der Beziehung als „Freundschaft“ definiert und es ist gar nicht mehr so einfach, das zu ändern. Aber es ist möglich. Nicht aus jeder freundschaftlichen Beziehung kann eine romantische werden, aber man sollte es zumindest versuchen. Denn der Versuch, sich aus ihr zu befreien, kann nur auf zwei verschiedene Arten enden, und beide verbessern den aktuellen Zustand: Entweder, die eigenen Gefühle stoßen auf Resonanz. Dann ist sowieso alles gut. Oder es stellt sich heraus, dass das Gegenüber tatsächlich nur Freundschaft will. Dann ist man sich zumindest darüber im Klaren und kann sich ein anderes Ziel für seine romantischen Gefühle und sein Begehren suchen.

Die Ursache für die Kumpelschiene ist ein Ungleichgewicht der Bedürfnisse. Ein Teil in der Beziehung will mehr, während die Bedürfnisse des anderen in der Beziehung vollständig erfüllt werden. Auch bei Beziehungen nach dem Muster „friends with benefits“, bei denen man zwar miteinander schläft, aber sich im Alltag nicht wie ein Paar verhält, kann es vorkommen, dass sich jemand in die Kumpelschiene gedrängt fühlt. Dann werden zwar die erotischen Bedürfnisse des einen erfüllt, die romantischen des anderen allerdings nicht.

Um der Kumpelschiene zu entkommen, sollte man also versuchen, das Gleichgewicht der Bedürfnisse wieder herzustellen. Das gelingt, indem man weniger Signale der eigenen Bedürftigkeit aussendet und sich rar macht. Dann muss sich der andere Gedanken darüber machen, welche Rolle man in seinem Leben eingenommen hat und sich gegebenenfalls um einen bemühen. Die Alltagsannahme ist zwar, dass man Menschen mag, die etwas für einen tun. Aber so paradox es ist, die psychologische Forschung hat gezeigt, dass es genau umgekehrt ist: Je mehr man für einen Menschen tut, desto wichtiger wird einem dieser Mensch.

Es hilft auch, den Unterschied zwischen einer freundschaftlichen und einer romantischen Beziehung zu verstehen und sich entsprechend zu verhalten. Man behandelt Beziehungspartner anders als beste Freunde. Wer als potentieller Beziehungspartner wahrgenommen werden will, muss entsprechende Signale aussenden. Für viele Menschen liegt der Unterschied in der Berührung. Liebende berühren sich anders, öfter und zärtlicher, als Freunde. Aus Angst, den begehrten Menschen falsch zu berühren, berühren unfreiwillige Kumpels ihn vielleicht gar nicht. Aber genau das ist falsch. Man kann sich langsam mit unverfänglichen Berührungen herantasten. Dann sieht man, wie das Gegenüber darauf reagiert und entwickelt gleichzeitig eine gewisse Selbstverständlichkeit dabei. Von da aus kann es weitergehen…

Bildquelle: © iStock / thinkstockphotos.de

Wie hat dir der Artikel gefallen?
(*) (*) (*) ( ) ( ) /5 ( 12 Bewertungen