Partnersuche in Zeiten von Web 2.0

Partnersuche in Zeiten von Web 2.0

Mit dem Klick ins Glück! So viele einsame Herzen probieren ihr Glück online. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, da bietet es sich doch an, die Liebe zusätzlich im Netz zu suchen.

Online auf Partnersuche zu gehen ist mittlerweile so gang und gäbe, wie sich etwas im Versandhaus zu bestellen, denn vieles wurde digitalisiert. Natürlich ist es viel bequemer zu Hause von der Couch aus, sich in einer von vielen Singleseiten, durch die Profile zu klicken. Wie in einem Katalog präsentieren sich die unterschiedlichen Gesichter von ihrer besten Seite. Verschiedene Funktionen suggerieren eine bessere Übereinstimmung, dort werden gemeinsame Interessen und Vorlieben gematcht. Es soll sich finden, wer zusammen passt, aber für die Liebe gibt es hier auch keine Garantie. Einstellungen wie Alter, Größe, Haarfarbe sorgen für eine noch bessere Filterung des Beuteschemas. Vorsicht gerade bei Seiten, die kostenlos sind. Es verkehren viele, die nicht auf die große Liebe aus sind, sondern eher auf ein Abenteuer und ein noch geringerer Teil davon spielt mit offenen Karten. In meinem Freundes und Bekanntenkreis kenne ich einige Paare, die sich online gefunden haben auch meinen Ex-Freund traf ich über eine Singlebörse, ja, genau den Ex-Freund, weswegen ich wieder Single bin, immerhin hat es 1 ½ Jahre gehalten.

Ein paar Monate später meldete ich mich wieder an, die Katze lässt das Mausen nicht! Online habe ich viel mehr Möglichkeiten, mit geringem Zeitaufwand jemanden kennenzulernen. Ausgestattet mit 5 Fotos, ja, Fotos sind wichtig und entscheiden, ob man angeschrieben wird oder eine Antwort erhält. Man unterhält sich ja auch nicht mit jemandem, der eine Socke über dem Kopf hat oder?! Als nächstes kommt das Statement, ein Text über mich, kurz und prägnant muss er sein, so dass das Interesse geweckt wird mich anzuschreiben. Also nehmen wir eine Prise Humor, Charme und Selbstbewusstsein, abgeschmeckt mit einem lustigen Spruch wie: „Ich warte nicht auf den Prinzen mit dem weißen Gaul, ich nehme ein Taxi!“ und los geht's.

In diesem Dschungel bin ich eher die Antilope, ich hüpfe von einem Profil zum Nächsten, gefällt mir eins, klicke ich darauf und er kommt in meine „Favoriten-Box“. Es heißt ja immer Männer sind Jäger und wollen jagen, Frauen sind Sammler und ich will Schuhe, aber das ist eine andere Geschichte... Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass die klassische Rollenverteilung auch online gern gesehen wird, zumindest von denen, die ich date! Allerdings ist die Frau die einzige Beute, die dem Jäger schon auflauert, vielleicht bin ich eher die Löwin im Antilopenkostüm!

Nach kurzer Zeit waren 8 auf meinem Profil und schon zwei Nachrichten. Im realen Leben flirte ich ganz gerne, wenn mich jemand interessiert lächle ich ihn an. Wie oft beschweren sich männliche Freunde bei mir, dass die Mädels zu passiv sind. So ein Lächeln hat eine große Wirkung, obwohl es nur eine geringe Initiative ist, reicht es aus, um die Hemmungen auf der anderen Seite zu minimalisieren. Online mache ich es ähnlich, statt des Lächelns besuche ich immer wieder das Profil, um auf mich aufmerksam zu machen, ja, sicher könnte ich ihn auch direkt anschreiben, aber ich lasse mich lieber „jagen“!

Ein reger Schreibverkehr beherrscht den Abend, von „Hi“, ganze Lebensläufe (Copy and Paste), Adressen, Telefonnummern, kreative Texte, die auf meinem Statement basieren, bis hin zum Klassiker „Ich bin gerade über Dein Profil gestolpert!“ ist alles dabei. Zwischendurch erhalte ich immer mehr Nachrichten, auch von welchen, die leider durch mein Raster fallen, zu klein, nicht mein Typ oder zu alt. Oberflächlich!!! Ja, total, denn nicht das Menschliche steht hier im Vordergrund sondern das Visuelle. Aber Bilder können täuschen, positiv wie auch negativ. Ich vergleiche die Partnersuche immer ganz gerne mit meinem Kaufverhalten, weil mir immer wieder Parallelen auffallen. Wenn ich online etwas bestelle, nein, keinen Mann, sondern Klamotten oder Accessoires, passiert es des öfteren, dass ich enttäuscht bin. Voller Vorfreude packe ich das Paket aus und stelle fest, das Teil entspricht nicht dem abgebildeten Bild, ärgerlich und schicke es wieder zurück. Wenn ich im Laden bin, kann ich mich direkt vor Ort von der Ware überzeugen, wobei ich auch da hin und wieder feststelle, dass es doch nicht so gut zu mir passt!

Ich schreibe jetzt mit neun "Bewerbern" und habe zwölf ungelesene Nachrichten von anderen, ich meine mit den neun Kandidaten bin ich schon überfordert, mehr ist einfach nicht drinnen, das nenne ich mal Jammern auf hohem Niveau. Aber was mache ich mit den anderen zwölf, ignorieren, einige haben sich wirklich Mühe gegeben und es sieht nicht nach „Copy and Paste“ aus! Früher habe ich auch noch jemanden angeschrieben und es kam vor, dass ich keine Antwort bekam, ja, das ist etwas enttäuschend, aber derjenige wird sicherlich seine Gründe haben und ungerne gibt man jemandem einen Korb, da ist Ignorieren doch viel sinnvoller. Ich glaube, das Schlimmste für einen ist, nicht gesehen zu werden! Wenn man im realen Leben gegrüßt wird, sagt man doch auch „Hallo“ oder nickt dem Gegenüber freundlich zu, wer geht schon mit Scheuklappen an demjenigen vorbei, das ist eine Form der Höflichkeit. Online sieht es etwas anders aus, man versteckt sich ganz gerne hinter seiner Anonymität und einige veranlasst das auch, sehr dreiste Nachrichten zu verfassen, die werden von mir kommentarlos gelöscht und ignoriert oder sogar blockiert. Aber die anderen netten Versuche mit mir Kontakt aufzunehmen, beantworte ich. Ich bedanke mich für die Nachricht, schreibe, dass ich gerade jemanden kennenlerne und wünsche ihm hier alles Gute, das sind nicht mehr wie zwei Zeilen und mit einem geringen Zeitaufwand verbunden. Oft bekomme ich darauf noch eine Nachricht, wo sich derjenige bedankt, dass ich überhaupt antworte und er mir auch alles Gute wünscht. Denn wenn man immer wieder jemanden anschreibt und selten eine Antwort bekommt, ist das ganz schön enttäuschend und frustriert einen, man fühlt sich wie Luft und dieses Gefühl möchte ich keinem geben, den ich nicht kenne und der es nicht verdient hat.

Von meinen neun sind jetzt noch sieben übrig, zwei haben sich irgendwann nicht mehr gemeldet. Relativ schnell, nach ein paar Mal hin und her schreiben, wird nach Facebook gefragt, mein Account ist privat und daher halte ich es weiterhin auch so. Ich meine ich würde ja auch keinem Fremden mein Fotobuch zeigen! Drei wollen sich mit mir treffen und von vier habe ich schon die Telefonnummer. Ich weiß nicht, aber warum vergibt man so schnell seine Nummer, ich möchte nicht wissen, wie viele andere Frauen seine Nummer auch noch haben, ich bin garantiert nicht die einzige! Kurz bevor man sich das erste Mal trifft, ist es schon sinnvoll die Nummern auszutauschen, denn man weiß nie was das Universum für einen bereithält, Stau, entgleister Zug, Weltuntergang oder dass man sich in der eigenen Stadt verläuft. Eine kurze Nachricht „Ich bin gleich da!“ ist unheimlich beruhigend und das mindeste, wenn man sich verspätet.

Sicher man kann auch im Vorfeld telefonieren, mit einem habe ich die ganze Nacht durch telefoniert und mich in seine Stimme verliebt, die Sterne standen gut, bis wir uns trafen. Es wollte nicht funken, irgendwas fehlte, obwohl er äußerlich für mich attraktiv war, es sollte einfach nicht sein. Auch wenn es telefonisch passt oder einem die geschriebenen Worte zu Herzen gehen, bedeutet das nicht, dass es auch in der Wirklichkeit funktioniert. Denn es ist nur die Vorstellung unsere Phantasie in die wir uns verlieben, aber nicht der reale Mensch. Je höher die Erwartungen sind, desto wahrscheinlicher, dass man enttäuscht wird. Insgesamt habe ich mich in der Zeit mit einigen Typen getroffen und es war immer ein lustiger Nachmittag oder Abend. Sie entsprachen dem Foto und ihrer Beschreibung und waren kein Griff ins Klo, sondern amüsante Bekanntschaften für einen Tag. Nur bei einem verspürte ich den Wunsch, das könnte etwas werden, zwei hätte ich nochmal getroffen, nur so um zu gucken, ob vielleicht nicht doch..... Liebe auf den ersten Blick ist ja eher die Seltenheit und manchmal lohnt es sich einen weiteren Blick zu riskieren. Selbst einer, der vom Äußeren genau meinem Beuteschema entsprach, riss mich nicht vom Hocker! Häää, werden jetzt einige denken, denn viele sind der Meinung, das Aussehen ist entscheidend, nein! Auch nicht der erste Eindruck, da dachte ich schon öfter, ja, ganz nett und wurde im Verlauf des Abends eines Besseren belehrt, nämlich von ihm. Es ist die Art wie jemand redet, was jemand sagt und wie jemand sich gibt, selbstbewusst, emotional stabil und ganz wichtig, die Ausstrahlung, all das sieht man auf einem Foto nicht. Je heller das Licht, desto anziehender für mich. Die wichtigste Komponente allerdings ist die Chemie, im Nachhinein war ich selten mit meinem Beuteschema zusammen, denn Amor hat da seine ganz eigenen Pläne und bastelt wohl noch an meiner perfekten Lovestory.

Wie sind Eure Erfahrungen, seht ihr zu meinen Parallelen? Freue mich auf Eure Kommentare, nächstes Mal geht es weiter mit „Liebe Online!“.

Mehr von Julia findet ihr in ihrem Blog vom Single für den Single, wo euch lustige Story’s, Bilder, Zitate und Sprüche erwarten: www.singleindergrossstadt.de

Bildquellen: ©  Stefan Körber / fotolia.com, © Artistan / fotolia.com

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