Ich bin Single

Ich bin Single

Ich bin 30, weder verheiratet noch liiert zum Entsetzen meiner Mutter. Mein Hochzeitsfond wurde in ein neues Wohnzimmer investiert, nachdem mein Freund vor einem Jahr Schluss gemacht hatte. Begründung meiner Eltern „Bis du wieder soweit bist, haben wir genug gespart!“ Ich denke in fünf Jahren planen sie ihre neue Küche! Unrecht haben sie mit dem aber nicht, denn wenn ich eins als Single gelernt habe: es braucht seine Zeit, mit Dingen abzuschließen, Wunden verheilen zu lassen und sich neu zu sortieren. Wie gern würde ich da einfach mal vorspulen oder noch besser überspringen, aber nein, da muss man durch.

Da ich zum fünften Mal Single wurde, hatte ich wenigstens eine Ahnung. Es ist ungefähr so: Man geht „Game over“ und darf das ganze Spiel von vorne beginnen und dabei war man doch schon so weit gekommen, ärgerlich! Also wieder alles noch einmal, inklusive Trauerprozess. Als erstes der Beziehung hinterher trauern, dann will man ihn zurück, weil man ihn wohl nicht mehr haben kann, als nächstes wird er gehasst, weil er einen wirklich nicht mehr haben will, nun beginnt man sich abzulenken, weil man nicht immer an ihn denken will, zu guter Letzt, leben und zwar ohne ihn, Trennung wurde erfolgreich verarbeitet. Ich bin jetzt offiziell Single, vorher war ich eher eine Witwe.

Die Trauer erst einmal überwunden, zelebriere ich wieder seit einem dreiviertel Jahr mein Singleleben. Es gibt gute wie auch schlechte Tage, hin und wieder habe ich diesen Moment, wo ich die Zweisamkeit vermisse oder einen starken Mann benötige, der mir beim Möbel aufbauen hilft, wo ist Superman, wenn man ihn mal braucht! Da ich über 7 Jahre Single-Erfahrung verfüge, weiß ich mir zu helfen, denn die Prinzessin kann ja nicht ewig im Turm warten, nein, sie hat gelernt sich allein durchs Leben zu schlagen. Im Notfall leiht sie sich den Freund der besten Freundin, fürs Möbel aufbauen natürlich, wir teilen viel, aber nicht alles. Das Alleinleben ist mittlerweile ein fester Bestandteil unseres Lebens geworden. In den letzten Jahrzehnten hat diese Lebensform immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die Zeiten, wo man direkt von den Eltern an einen Partner weitergegeben wurde, sind vorbei! Laut einer Statistik von 2011 ist jeder 5. Single, wir Frauen und Männer leiden gleichermaßen unter Bindungsängsten, heißt es, aber stimmt das? Ist die Liebe uns zu kompliziert geworden, sind wir mehr daran interessiert uns selbst zu verwirklichen und sehen wir eine Beziehung als Hindernis? Ist das vielleicht der Grund, warum so viele eine feste Bindung scheuen? Nicht die Hoffnung aufgeben, denn nur jeder 10. Single bleibt „allein“ aus Überzeugung, der Rest sehnt sich nach einer Partnerschaft.

Es sind Phasen und manchmal fühlt man sich allein, da kommt es einfach über einen und man wird sogar etwas wehmütig, wenn dann noch ein Liebesfilm im Fernsehen läuft, wo alles so einfach und am Ende wunderbar ist, schlimmer noch, er stirbt und die Liebe wird unsterblich. Da passiert es auch, dass Taschentücher missbraucht werden, um die Seele zu trocknen. Warum ist das alles so kompliziert, es könnte doch so einfach und so schön sein!

„Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße“ (Franz Kafka)

Recht hat er, manchmal denke ich, es sind nur Idioten am Steuer und überall Baustellen, die Fahrbahnen mal leicht, mal steinig und etwas holperig. Stau, wo wir denken, es wird nie weiter gehen, verschiedene Fahrstile, wie die Sonntagsfahrer, Vielfahrer mit einer gewissen Routine, die Drängler, die auf der Überholspur mit Blinker links fahren, um schnell an ihr Ziel zu kommen, Falschfahrer und einige fahren gern auch immer wieder gegen die Wand und wundern sich, wenn sie hinterher einen Totalschaden haben. Passagiere, die sagen, dass das eine Einbahnstraße ist, man hinterher aber feststellt, es war eine vierspurige Autobahn; enden tut es oft in einer Sackgasse und das „Navi“ verkündet: „Ihre Route wird neu berechnet!“ Ausgestattet mit einem neuen Ziel, aber ohne konkreten Plan, bin ich seit letztem Jahr wieder unterwegs. Die Großstadt Hamburg bietet uns Singles ein großes Angebot, aber auch eine hohe Nachfrage, das bedeutet enorm viel Konkurrenz, auch wenn die bekanntlich das Geschäft beleben soll. In diesem Fall, aber nicht wirklich effektiv ist, sondern eher hinderlich, sich zu entscheiden und nur auf EINEN zu konzentrieren. Ganz nach dem Motto: “Wer die Wahl hat, hat die Qual”, denn man weiß, da sind noch mehr. Der Nächste bitte! Immer wieder Vorstellungsgespräche und die große Frage gibt es ein zweites Date, komme ich eine Runde weiter, will ich ihn überhaupt wiedersehen? Ruft er an, kann ich mich melden oder vielleicht lieber doch nicht? Ist ER der Richtige oder amüsiere ich mich mit dem Falschen? Will ich eine Beziehung oder bleibe ich erst einmal alleine? Viele Fragen, viele Antworten, Fortsetzung folgt ;-)

Liebe Grüße Julia

Mehr von Julia findet ihr in ihrem Blog vom Single für den Single, wo euch lustige Stories, Bilder, Zitate und Sprüche erwarten: www.singleindergrossstadt.de

     

Bildquellen: ©  aleshin / fotolia.com, ©  Kaponia Aliaksei / fotolia.com

 
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