Amor in der Gegenwart

Amor in der Gegenwart

Der Kapitolsplatz in Rom, ein Mann, eine Frau und hinter einem Karren versteckt ein Knabe, der mit Pfeil und Bogen direkt auf das Herz der Frau angelegt hat. Ein gut gezielter Schuss, der Pfeil trifft sein Ziel, tiefe Blicke, Herzklopfen, Erröten, eine Umarmung, ein Kuss und wieder einmal hat Amor seine Aufgabe mit Bravour gemeistert und zwei Menschen zueinander geführt. So oder so ähnlich könnte die Vorstellung im alten Rom ausgesehen haben, als noch Götter mit verschiedenen Zuständigkeitsbereichen für die Geschicke der Menschen verantwortlich gemacht wurden.

Amor, Sohn der Venus und des Mars, gilt in der römischen Mythologie als Gott der Liebe. Mit einem Bogen bewaffnet verschießt der mit schalkhafter Bosheit charakterisierte, jugendliche Knabe Pfeile, die in Menschen die tiefsten Gefühle, also Liebe oder Hass, wecken. Amors Pendant in der Welt der griechischen Götter ist Eros, der jedoch weniger für die große, als für die leidenschaftliche Liebe und das Begehren steht. Hieraus leitet sich jedoch ab, dass Amor auch unter dem Namen Cupido bekannt ist, was soviel bedeutet wie Leidenschaft oder Begierde.

Auch wenn der Glaube an die Götter der Antike heute verloren gegangen ist, finden sich auch in der Gegenwart noch Formulierungen, wie "Amors Pfeil trifft unerwartet und mitten ins Herz.", welche die alte Überzeugung aufgreifen. Der Grund dafür ist vermutlich mit dem Glauben an schicksalssteuernden Götter im alten Rom zu vergleichen: Damals wie auch heute sind starke Gefühle wie Hass oder Liebe, die ganz unvermittelt und plötzlich von uns Besitz ergreifen, oftmals nur schwer für uns rationale Lebewesen zu begreifen. Auch wenn in der Zwischenzeit die Liebe und ihr Ursprung wissenschaftlich entschlüsselt wurden und bekannt ist, dass Liebe nicht im Herzen sondern im Gehirn entsteht, ist die Wucht, mit der das schönste aller Gefühle einschlägt, in der Regel überraschend.

Kein Wunder also, dass sowohl im alten Rom, als auch in der Gegenwart, übernatürliche Kräfte – sei es ein Gott oder das Schicksal – für das Verlieben verantwortlich gemacht wurden und werden. Und seien wir mal ehrlich: Der Gedanke an die übernatürliche Kraft der Liebe ist allemal romantischer, als die wissenschaftliche Aufklärung über Hormone.

Bildquelle: © lightpoet / fotolia.com

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