Aus diesen Gründen gehen wir wirklich fremd

Aus diesen Gründen gehen wir wirklich fremd

Fremdgehen. Ein Thema bei dem sich die Geister scheiden. Während die einen von einem unverzeihlichen Vergehen sprechen, finden die anderen, dass es auf die Umstände und die Situation ankommt. Alkohol ist nie eine Entschuldigung, aufgrund seiner enthemmenden Wirkung wirkt er jedoch oft als Verstärker eines ohnehin unterschwellig brodelnden Verlangens. So passieren besonders viele Seitensprünge auch im Rahmen von Feiern und Partys. Oft geht es tatsächlich schlicht um den Wunsch nach Bestätigung, dem Gefühl begehrt zu werden und dem Verlangen nach der körperlichen Nähe und dem Abenteuer. Manchmal steckt jedoch auch der tiefe Wunsch dahinter, sich aus der momentanen, unglücklichen Beziehung zu befreien, Zuneigung, Verständnis und manchmal sogar neue Liebe zu finden...

 

 

 

 

Eine einmalige Sache

Für Larissa (32) und Max (34) steht fest, dass Fremdgehen bereits im Kopf beginnt. Die beiden sind seit zweieinhalb Jahren ein Paar und sich bisher treu geblieben. „So wie am ersten Tag ist es nicht mehr, aber das ist auch gut so“, sagt Larissa. Sie ist sich sicher, dass sie ihrem Freund absolut vertrauen kann. Die beiden haben einen gemeinsamen Freundes- und Bekanntenkreis, kannten sich auch vor der Beziehung schon einige Zeit. „Das gibt Sicherheit, man weiß irgendwie eher auf wen man sich einlässt und kennt den Partner als Menschen, kann ihn besser einschätzen“, so Max.

Als die beiden sich kennengelernt haben, war Larissa noch in einer Beziehung mit einem anderen Mann. Das blieb auch eine Zeit lang so, obwohl beide einstimmig sagen, dass sie sich auf Anhieb mochten. Mit der Zeit merkte Larissa, dass sie Max interessant fand, bis es schließlich zu dem Abend kam, an dem ihr damaliger Partner geschäftlich unterwegs war. Larissa war mit einer Freundin auf der Party eines Freundes, Max war auch eingeladen. Nach der Party brachte er die beiden Frauen nach Hause. Zuerst die Freundin, dann Larissa. Die beiden standen noch vor der Tür, haben geredet und gelacht und sich dann geküsst. Als es passierte, dachte Larissa nur kurz an ihren Freund, dann verdrängte sie den Gedanken und nahm Max mit zu sich in die Wohnung.

Sie beichtete ihrem Freund, was passiert war. Er verzieh ihr, doch die beiden beendeten die Beziehung kurz danach, denn so wirklich glücklich waren sie ohnehin nicht mehr gewesen. Und Larissa empfand nun definitiv mehr für Max. Heute steht für sie fest, dass ihr das nicht noch einmal passieren würde. Zudem ist sie überzeugt, dass es nicht soweit gekommen wäre, wenn es nicht Max gewesen wäre. Auf die Frage, ob er keine Angst habe, dass er auf die gleiche Art verlassen werden könnte oder Larissa auch ihn betrügen könnte, verneint er vehement, denn er ist sich sicher: „Wir gehören zusammen und würden es niemals zu einer solchen Situation kommen lassen.“

Eher schwierig mit Monogamie

„Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.“ Georg (41) tut sich nach eigenen Angaben eher schwer mit der Monogamie. Aber er liebt Bianca trotzdem. „Körperliche Treue“ ist für ihn nicht zwingend notwendig, um jemanden wirklich zu lieben. Um Bianca (36) nicht zu verletzen, hält er es jedoch vor ihr geheim. Er weiß ja, dass es nur um Sex geht. Ein bisschen Selbstbestätigung und Spannung, dem Jagdinstinkt nachgeben, der laut Georg jedem Mann innewohnt. Ab und zu, wenn er mal mit seinen Jungs unterwegs ist und eine tolle Frau kennenlernt, passiert es schonmal. Dann wacht er am nächsten Morgen nicht zuhause neben seiner Freundin, mit der er seit mittlerweile fünf Jahren zusammen ist, auf. Sie denkt, er würde bei einem seiner Freunde übernachten. Laut Georg würde das ja auch nicht besonders häufig passieren, vielleicht fünf, sechs Mal bisher. Am Anfang war er treu, nach der ersten Nacht mit einer anderen Frau, hatte er anfangs ein schlechtes Gewissen, hat überlegt es zu beichten, aber dann zuviel Angst gehabt, dass seine Freundin ihn verlassen könnte. Durch diese Geschichte hat er gemerkt, dass sie etwas Besonderes ist und er sie wirklich liebt. Für ihn widerspricht sich das auch nicht.

Auf die Frage, was er tun würde, wenn Bianca ihm fremdgehen würde, antwortet er zunächst nicht, wird nachdenklich und gibt dann zu, dass er unsicher ist. „Da habe ich so noch nicht wirklich drüber nachgedacht. Sie würde das auch nicht machen. Wahrscheinlich würde ich mich fragen, ob ich ihr nicht reiche und was der andere ihr geben konnte, was ich nicht habe.“

Die Fakten

Das Unrechtsbewusstsein spielt eine große Rolle beim Thema Fremdgehen. Und das ist von Mensch zu Mensch flexibel. Nicht überraschend ist jedoch, dass jeder, der von einem Betrug verletzt ist, in einer offenen Beziehung kann das Verhalten aber geduldet oder sogar unterstützt werden. Wir wenden unsere eigenen Maßstäbe auf die Moralvorstellungen anderer an, weshalb es wichtig ist in diesen Dingen mit dem Partner übereinzustimmen und die eigenen Grenzen abzustecken. Denn eine Beziehung bedeutet immer Arbeit. Man arbeitet nicht nur an den gemeinsamen Belangen, sondern auch an sich selbst. Es ist ein nie endender Prozess aus Selbstreflektion, und der Herausforderung dem Partner gegenüber kommunikativ, offen und fair zu sein und bleiben, damit die Beziehung von Dauer sein kann. Und trotzdem gibt es auch dann keine Garantie dafür, dass es „für immer“ hält.

Übereinstimmend sagen viele Menschen, dass auch notorische Fremdgänger treu werden können, wenn sie endlich den richtigen Partner gefunden haben. Andere sagen, dass der richtige Partner sich ja nicht gleich auf Anhieb erkennen lässt und deshalb so ein Fehltritt schonmal passieren kann. Tatsache ist, dass Fremdgehen auch immer Kopfsache ist. Wenn man seinen Partner aufrichtig liebt und glücklich ist, ist die Entstehung einer entsprechenden Situation eher unwahrscheinlich, und wenn sie doch entstehen, entzieht man sich ihnen rechtzeitig. Rational betrachtet ist es das Risiko auch nicht wert, die Beziehung aufs Spiel zu setzen, wenn man doch eigentlich alles hat, was man braucht. Oder?

Die Zahlen

Welche Gründe führen denn dann dazu, dass man seinen Partner betrügt? Etwa die Hälfte der Männer gaben im Rahmen einer Studie zu diesem Thema an, dass Langeweile im Sexleben der Grund für Untreue ist. Etwa 44 % gaben an, dass sie nicht genügend Aufmerksamkeit von ihrer Partnerin bekamen und sich deshalb auf eine andere Frau eingelassen haben. 36 % der Männer gaben das vernachlässigte Äußere als Grund für ihren Seitensprung an. Doch wer jetzt aufschreit und sagt, dass das ja klar war, sollte sich vielleicht zunächst die Auswertungsergebnisse der weiblichen Studienteilnehmer anschauen. Denn auch hier gab beinahe ein Drittel der Frauen an, dass sie wegen sexueller Frustration fremdgingen, und sogar 38 % suchten sich auf Grund des ungepflegten Äußeren einen anderen (Sexual-) Partner. Interessant ist, dass bei Frauen ein weiterer Faktor dazukommt: ganze 45% gaben an, dass sie sich eine Affäre suchten, weil sie nicht mit ihrem Partner reden konnten. Männer sind laut Studien dennoch tatsächlich häufiger untreu als Frauen. Etwa 30% gaben im Rahmen dieser Studie an, bereits mindestens einmal betrogen zu haben, bei den Frauen waren es nur 13%.

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