Offene Beziehung - Das Ende der Monogamie?

Offene Beziehung - Das Ende der Monogamie?

Eine offene Beziehung ist ein umstrittenes Beziehungsmodell, das von vielen als Freibrief fürs Fremdgehen empfunden wird. Denn eine offene Beziehung erlaubt neben der Liebesbeziehung zu einem festen Partner, sexuellen Kontakt zu anderen Menschen. Die Exklusivität von Gefühlen und dem „Zusammensein“ bleibt allerdings dem Partner vorbehalten…

Ist Monogamie noch realistisch?

Eine der häufigsten Fragen, die sich in der schnelllebigen und hochtechnisierten Welt, in der wir leben, stellt, ist die nach dem richtigen Beziehungskonzept. Es war noch nie so einfach Menschen kennenlernen – tinder und Co. erleichtern vor allem den Kontakt zu jenen, die einen schnellen Flirt und unverbindlichen Sex suchen. Sex mit Unbekannten scheint besonders für die jüngere Generation einen unwiederstehlichen Reiz zu haben. Viele werden dennoch in einer Beziehung plötzlich ruhig, kommen an und leben monogam. Wenn dann irgendwann der Alltag Einzug hält und Liebe und Sex auf der Kippe stehen, suchen viele Paare nach einem Ausweg, um die Beziehung zu retten. Einer dieser Wege ist die Partnerschaft durch die Öffnung für andere sexuelle Kontakte wieder anzuregen, um das Sexleben und somit die Liebe wieder auf Kurs zu bringen.

Wo bleibt da Platz für die Liebe?

Ob das noch etwas mit Liebe zu tun hat, fragen sich da viele. Dazu muss man sich die Frage stellen, ob Liebe abhängig von sexueller Exklusivität ist. Für viele ist das so. Sie können den Gedanken nicht ertragen, dass ihr Partner mit einem fremden Menschen intim werden könnte. Auch die Gefahr, dass sich jemand neu verlieben könnte, wird verhältnismäßig groß bewertet. Generell erscheint es den wenigsten möglich, Gefühle aus solchen Intermezzos herauszuhalten. Und tatsächlich scheitern die meisten offenen Beziehungen genau daran. Andersherum gehen die meisten Menschen in monogamen Beziehungen fremd, weil sie etwas Neues ausprobieren wollen oder sich aus ihrer Beziehung flüchten, weil ihnen dort etwas fehlt.

Frau streckt am Morgen sich auf einem Bett sitzend.

Warum überhaupt eine offene Beziehung?

Der Grundgedanke der offenen Beziehung ist der Unglaube daran, dass der Mensch für Monogamie gemacht ist. Wenn man immer nur mit dem Partner Sex hat, kann das nicht erfüllend sein. Kann man hingegen seiner Lust auf andere sexuelle Kontakte nachgehen, tut das beiden Partnern gut, da es frischen Wind in die Beziehung bringt. Viele Menschen verlieben sich im Laufe ihrer Beziehung in einen anderen Menschen, wollen ihren Partner jedoch nicht aufgeben und öffnen die Beziehung deshalb für den Kontakt mit einem anderen Menschen.
Häufig entstehen offene Beziehungen jedoch aus der Angst eines Partners, den anderen zu verlieren, weil dieser nicht mehr glücklich in der Beziehung ist. Dann stimmt einer der Erweiterung der Beziehung zu, um den anderen zu halten. Meistens hat er ihn dann oft schon verloren und die Enttäuschung ist groß.
In anderen Fällen haben sich zwei Menschen einfach zu früh gefunden und sind der Meinung, dass sie sich noch nicht ausgelebt haben. Besonders, wenn nur einer der Partner Angst hat, etwas zu verpassen, kann eine offene Beziehung zu Streit und dem Beziehungsaus führen.

Ist das Beziehungsmodell dann überhaupt erfüllend?

Wenn beide Partner der Öffnung der Beziehung zustimmen und es nicht für den anderen oder aus Angst tun, kann es erfüllend sein. Es ist faktisch möglich, dass diese Beziehungsform die passende für ein Paar ist. Allerdings fußt sie auf dem egoistischen Drang, das haben zu wollen, was man gerade eigentlich nicht haben kann. Um in einer offenen Beziehung glücklich zu sein, sind Vertrauen und absolute Offenheit grundlegend. Eifersucht kann alles zerstören und einen Keil zwischen die Partner treiben. Um diese im Keim zu ersticken, ist es unabdingbar, dass jedes Aufkommen von Eifersucht dem Partner offengelegt wird. Das fällt vielen Menschen bereits in einer monogamen Beziehung schwer. Wenn der Partner dann völlig offen von Sex mit einer fremden Person erzählt und vielleicht sogar ein paar Schmetterlinge im Bauch hatte, weil die Chemie einfach gestimmt hat, dann kann das sehr verletzend und frustrierend sein. Man beginnt sich zu vergleichen. Wichtig ist sich darüber klar zu werden, dass man nur sich selbst gehört. Weder eine Beziehung noch anderweitige sexuelle Kontakte können daran etwas ändern. Dieses Selbsteingeständnis so umzusetzen, dass man es auch auf den Partner anwenden kann, ist allerdings nicht einfach. Es ist aber notwendig, um die Eifersucht zu relativieren, über den Dingen stehen zu können und sie mit der angemessenen Distanz betrachten zu können.
Noch eine Stufe weiter geht das Modell der Polyamorie, das mehrere Beziehungen vorsieht.

Paar lacht zusammen auf Sofa.

Für wen und wann ist eine offene Beziehung also geeignet?

Um eine kaputte Beziehung zu kitten, ist dies der falsche Weg. Die Aussichten auf Besserung stehen schlecht, wenn es aufgrund einer gestörten Kommunikation kriselt. Ist das Sexleben eingeschlafen und lässt sich nur schwer wieder in Gang bringen, obwohl die Liebe ungebrochen ist (was jedoch nur in den seltensten Fällen zutrifft!), kann eine offene Beziehung das Richtige sein. Vorausgesetzt beide sind absolut einverstanden und bereit ihren Partner in sexueller Hinsicht zu teilen. Regeln helfen dabei, Sicherheit zu gewährleisten. Wie weit darf man gehen? Sind Übernachtungen bei einem Sexualpartner erlaubt? Wieviel wird dem Partner erzählt? Sind Unternehmungen mit jemand anderem in Ordnung? Wenn man also sicher ist, mit diesem einen Menschen alt werden zu wollen, sich allerdings mehr Freiräume zu gewähren, um die Zufriedenheit beider Partner zu gewährleisten, kann es funktionieren.

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