Fernbeziehung: Besser als ihr Ruf?

Fernbeziehung: Besser als ihr Ruf?

In Zeiten von Globalisierung und moderner, unkomplizierter Kommunikation ist die Liebe über eine größere Entfernung inzwischen nichts Ungewöhnliches mehr, aber die reine räumliche Distanz ist nur eine der Besonderheiten einer Fernbeziehung. Im Vergleich zu konventionellen Partnerschaften bietet die Fernbeziehung sogar Vorteile.

Während Fernbeziehungen in der Vergangenheit mit den Prädikaten “kompliziert” und “wenig erstrebenswert” versehen wurden, erfreut sich die Liebe auf Distanz in der Zwischenzeit großer Beliebtheit. Die Möglichkeiten den Partner für das Leben oder einen Lebensabschnitt zu finden, haben sich mit der Etablierung moderner Kommunikationsmittel, wie Telefon und vor allem Internet, sowie dem damit einhergehenden Voranschreiten der globalisierten Welt gemehrt und erfordern größere Flexibilität und neue Strategien bei der Lebensplanung. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Fernbeziehung vermehrt Beachtung zukommt.

Gerade bei der Partnersuche über das Internet oder wenn aus einem vermeintlichen Urlaubsflirt mehr wird, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass die neue Liebe eben nicht in der direkten Umgebung beheimatet ist, sondern viele Kilometer entfernt lebt und große Distanzen für das gemeinsame Liebesglück überwunden werden müssen. Auch wenn diese Umstände auf Anhieb nicht nach den idealen Voraussetzungen einer Partnerschaft klingen, entscheiden sich immer mehr Menschen bewusst für eine Fernbeziehung.

Aber warum ist das so? Ist die Liebe auf Distanz doch besser als ihr Ruf? Kann eine Wochenendbeziehung erstrebenswert sein? Kann eine Fernbeziehung auf Dauer funktionieren? Kurz und knapp: Die Antwort auf alle Fragen lautet: ja. Denn wer sich auf eine Fernbeziehung einlässt, hat nicht nur mit der räumlichen Trennung und weiteren Entbehrungen zu kämpfen, wie vielleicht anzunehmen ist, sondern kann auch viel gewinnen.

So hält die Fernbeziehung

Fernbeziehungen können – so perplex es auch klingen mag – mehr Nähe, beziehungsweise ein stärkeres Gefühl von "Sich-Nahe-Sein" und Liebe vermitteln. Während in einer “regulären Beziehung” in der Regel wenig Kraft und Zeit investiert werden müssen, um sich zu sehen, sind die Hürden in einer Fernbeziehung schwerer zu nehmen und damit ist nicht nur die räumliche Distanz gemeint.

Von eben jenen räumlichen Distanzen, die überwunden werden müssen, war ja bereits die Rede und so muss der Alltag in Fernbeziehungen dementsprechend gut organisiert werden, damit das Wochenende gemeinsam verlebt werden kann und sich die Partnerschaft nicht alleine durch ein intimes Verhältnis zu Telefonhörer und Tastatur auszeichnet. Die von beiden Partnern unternommenen Anstrengungen für geteilte Qualitätszeit schweißen zusammen und zeigen die gegenseitige Wertschätzung und den hohen Stellenwert, den die Partnerschaft einnimmt.

Sich bewusst Zeit füreinander zu nehmen, ist eine Qualität, die viele Partnerschaften – zumindest nachdem die erste Verliebtheit verflogen ist – vermissen lassen. Irgendwann kehrt hier häufig der Alltag ein und das gemeinsame Zeit verbringen wird zur Selbstverständlichkeit. Auf Dauer zeigt dieses Selbstverständnis einer Beziehung in der Regel sein Potential als echter Beziehungskiller.

Natürlich ist auch in einer Fernbeziehung ein Mangel an Aufmerksamkeit und Interesse auf Dauer tödlich für die Partnerschaft. Wer allerdings die Liebe auf Distanz zelebriert, weiß in der Regel aufgrund des Alltags, der getrennt vom Partner verbracht wird, wie elementar wichtig bewusste Investitionen für die gelingende Partnerschaft sind. Sei es die tägliche E-Mail, das Telefonat vor dem Zubett-Gehen oder die SMS nach dem Aufstehen – Fernbeziehungen leben von Ritualen und können nur funktionieren, wenn die Beteiligten bereit sind, Zeit zu investieren, um die Vertrautheit aufrechtzuerhalten.

Damit eine Wochenendbeziehung auch langfristig zu einer gelingenden Partnerschaft wird, gibt es ein paar einfache Regeln, an die man sich halten sollte. Ganz wichtig sind dabei, wie bereits erwähnt, gemeinsame Rituale, wie die Gute-Nacht-SMS, regelmäßige Verabredungen zum Telefonieren und geschickt eingestreute kleine Liebeserklärungen. Das schafft Nähe und stärkt das Vertrauen in den Partner, was gerade bei einer Partnerschaft in Fernbeziehung immens wichtig ist.

Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass das Wiedersehen am Wochenende nicht nur mit außergewöhnlichen Dingen gefüllt wird. Auch Alltägliches sollte in die gemeinsam verbrachte Zeit eingebaut werden, denn Alltäglichkeit sorgt für Verbundenheit und ist unheimlich wichtig für jede Form von Beziehung.

Weiter ist es ratsam, die gemeinsame Zeit nicht ausschließlich in vertrauter Zweisamkeit zu verbringen. Unternehmungen mit Freunden beugen der unbefriedigenden Trennung in Partner-Wochenende und Alltagswoche vor und sorgen außerdem für eine gestärkte Vertrauensbasis. Denn wer die Freunde der weit entfernt lebenden Partnerin oder des weit entfernt lebenden Partners kennt, hat endlich auch Gesichter vor Augen, wenn Geschichten aus dem Alltag unter der Woche fernmündlich kommuniziert werden. Da bleibt kein Platz für abwegige Hirngespinste, die im Zweifelsfall misstrauisch machen könnten, stattdessen wird das Vertrauen gestärkt, dass es auch in der Zeit der Trennung keinen Grund für Eifersucht gibt.

Nachteile von Fernbeziehungen

Natürlich wollen wir auch die offensichtlichen Nachteile von Fernbeziehungen hier nicht verheimlichen: Der Austausch von Zärtlichkeiten leidet natürlich unter der Distanz, die geliebte Schulter zum Anlehnen ist eben nicht immer da, wenn man sie braucht. Und gerade im Zustand der Verliebtheit, wie er zum Beispiel gerade nach einem heißen Urlaubsflirt auftritt, kann die fehlende körperliche Nähe einer Fernbeziehung schwer an den Beteiligten nagen. Auch das Thema Sex verliert in einer Wochenendbeziehung an Spontanität, da der vermutliche Zeitpunkt der nächsten sexuellen Handlung in der Partnerschaft quasi vorhersehbar beim nächsten Wiedersehen stattfindet. Ein weiterer Nachteil sind die Erwartungen, die an die rare gemeinsame Zeit gestellt werden. Da gilt es zu beachten, dass die Zeit der Trennung nicht beim Wiedersehen aufgeholt werden kann. Gerade in Fernbeziehungen ist der Erwartungsdruck, möglichst viel in der kostbaren gemeinsamen Zeit unterzubringen, ein häufig auftretendes Problem. Neben diesen genannten emotionalen Nachteilen, sind auch die Kosten nicht zu unterschätzen, aber hier lassen sich bei entsprechenden Planungen immer Mittel und Wege finden, um diese gering zu halten.

Ansonsten heißt es aber natürlich auch bei Fernbeziehungen: Genießen! Die vermutlich wichtigste Regel in jeder Lebenslage. So übersteht die Wochenendbeziehung auch schwierige Phasen, bis der Zeitpunkt für einen Ortswechsel reif ist und die Fernbeziehung zur Nahbeziehung wird.

Bildquelle: © lightpoet / fotolia.com

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